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Adolf Hirsch vs. Hirsch Selection ™

Im März und April haben wir hier im Forum über den Hirsch Bourbon diskutiert.

 

Mittlerweile ist der Hirsch Bourbon vergriffen und die letzten Flaschen waren schon ganz schön teuer.

 

Der ursprüngliche Hirsch Bourbon stammte aus der Michter's Brennerei. Es waren alte Fässer, die vor 1974 gebrannt wurden und die von Adolf Hirsch (daher das A. H. Hirsch auf dem Label) aufgekauft wurden.

 

Es gibt auch eine Story über vernichtete Whiskyfässer. Mein Wissen darüber ist begrenzt. Damals kam es wohl zu einer Pleite der Brennerei und im Rahmen der Insolvenzabwicklung stand die Brennerei unbewacht mit den lagernden Fässern herum. Wem der Whiskey nun gehörte war unklar. Klar war, dass sich kriminelle Objekte und wohl auch Jugendliche unter 21 an den Fässern vergriffen. Was lag also näher, als diese Whiskeys zu vernichten. Es war Niemand da, der für die Bewachung zahlte und so blieb dem Richter nichts anderes übrig als diese die Jugend gefährdende Ware zu vernichten.

 

Dass damit auch die örtlichen Licensed Spirit Shops vor Umsatzausfällen geschützt wurden und der Staat keine Steuerausfälle durch den Verzehr unversteuerten Whiskys erleiden musste, waren Zusatzargumente, die für eine Vernichtung sprachen.

 

Nicht betroffen von der Vernichtung waren die Bestände von Adolf Hirsch. Er hatte seine vor dem Konkurs erworbenen Fässer abtransportiert. Diesem Whiskey drohte aber eine andere Gefahr. Die Gefahr der Überlagerung. Wer schon einmal einen sehr alten, extrem kräftigen Bourbon (z.B. Elijah Craig 18 Jahre) probiert hat weiß, dass diese alten Bourbons dem allgemeinen amerikanischen Bourbongeschmack (Mild and Mellow) nicht entsprechen und die Akzeptanz bei der breiten Bevölkerung gering ist.

 

Und der lagernde, alte Adolf Hirsch Bourbon entfernte sich mit jedem Jahr ein paar Meilen weiter von diesem allgemein akzeptierten Geschmack. Man reagierte und füllte den Inhalt dieser Whiskeyfässer in Glasballons und Edelstahltanks um. Damit war die Reifung in den Fässern gestoppt. Dieses Umfüllen hatte noch einen anderen Effekt. Der Alkoholgehalt sank nicht weiter, was den Wert der Vorräte stabilisierte.

 

Das war auch nötig, da der Whiskey-Boom noch nicht begonnen hatte und reifer Bourbon sich in den 90ern noch nicht so toll verkaufte. Ob diese Umfüllaktion noch von Adolf Hirsch initiiert wurde ist mir nicht bekannt. Überhaupt ist über die Person Adolf Hirsch bis auf den Namen eigentlich nichts in Erfahrung zu bekommen. Aus dem Vornamen könnte man auf ein Geburtsjahr von 1933 bis 1945 schließen. Vielleicht wurde er im Nazi-Deutschland geboren und wanderte später aus? Es gab jedoch auch in den USA einige Menschen, die dem Nationalsozialismus nicht abgeneigt waren. Er muss also nicht ausgewandert sein. Der Name Adolf (edler Wolf) könnte aber auch von dem schwedischen Königshaus stammen.

 

Immerhin - Über 30 Jahre haben die Vorräte in etwa gehalten. Es war sogar so viel Whiskey in den Beständen von Adolf Hirsch, dass man den Whiskey ebenfalls an Dritte verkaufte. Der Pappy van Winkle 20 Jahre stammte z.B. aus diesen Beständen. Auch der Boone's Knoll enthielt diesen Whiskey.

 

Mittlerweile wurden die Worte Hirsch Selection als Trade Mark gesetzlich geschützt. Auch eine Firma mit Namen Hirsch Distiller's, Bardstown, Kentucky gibt es in der Zwischenzeit. Allein mir fehlt der Glaube, dass sich eine echte, produzierende Firma dahinter verbirgt.

 

Zwei Whiskeys sind derzeit im Shop meiner Frau unter dem Label Hirsch Selection erschienen:

Ein amerikanischer, 21-jähriger Rye und ein kanadischer 8-jähriger Rye. Interessant ist der kanadische Rye. Er wird bei Glenora abgefüllt jedoch auf einer Column Still destilliert.

 

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Marke Hirsch verkauft oder parallel die Marke Hirsch Selection von Dritten hoch gezogen wurde. Geschmackliche Parallelschlüsse von den alten A. H. Hirsch auf die neuen Hirsch Selections ziehen zu wollen, erscheint mir wenig angebracht.

 

Die einzige Wahrscheinlichkeit, noch einen alten Michter's Whiskey probieren zu können, dürfte mit dem Pappy van Winkle gegeben sein. Aber wie lange oder ob dieser Whiskey heute noch das Original enthält, wage ich auch nicht zu raten.