Bourbon - Eine amerikanische Geschichte

Bourbon, ein amerikanischer Whiskey, hat eine reiche Geschichte, die bis zur Ankunft der europäischen Siedler im 15. und 16. Jahrhundert zurückreicht. Zunächst dominierte Rum den Spirituosenmarkt in Nordamerika, aber die Nachfrage nach Whiskey wuchs und führte zur Whiskey-Rebellion im Jahr 1794. Der Name "Bourbon" entstand aus einer französischen Geste der Dankbarkeit während der Amerikanischen Revolution. Die Prohibition von 1919 bis 1933 beeinträchtigte die Whiskey-Industrie stark, aber sie erholte sich und wurde zu einem beliebten Getränk mit einer vielfältigen Auswahl. Heute ist Bourbon weiterhin eine beliebte Wahl unter Whiskey-Enthusiasten.

Die ersten Siedler (15tes und 16tes Jahrhundert)

Die Indianer, die Ureinwohner Amerikas kannten weder vergorene Pflanzensäfte noch gebrannte Destillate. Die einzigen alkoholischen Nahrungsmittel waren vermutlich vergorene Früchte. Die Destillation alkoholischer Flüssigkeiten kam erst mit den Einwanderern aus Europa in die neue Welt.

Nach den Englischen Siedlern waren es vor allem Schotten und Iren, die in ihrer neuen Heimat auf den von zu Hause gewohnten Whisk(e)y nicht verzichten wollten. Da der amerikanische Kontinent zuerst in Mittelamerika und der Karibik besiedelt wurde, herrschte als Spirituose zunächst in Nordamerika der Rum vor. So berühmte Familien wie die Roosevelts (sie stellten zwei US Präsidenten) begründeten zu Beginn des 17ten Jahrhunderts ihren Reichtum auf der Destillation von importierter Melasse (Karibik, Rum).

Die Vorherrschaft des Rums ging zu Ende, als in Nordamerika die nordeuropäischen Einwanderer zahlreicher wurden und sie ihre lieb gewonnenen Speisen und Getränke nicht aufgeben wollten. Die Besiedlung Nordamerikas fand von der Ostküste mit Ihren großen Einwanderungs-Städten Boston, New York (vormals Neu Amsterdam) und Philadelphia aus statt. Da Getreide (Roggen, Weizen) gut auf den Böden gedieh, war sehr bald ein Getreide-Überschuß vorhanden, den die Bauern durch Destillation 'haltbar' und leichter zu transportieren machten. Mit dieser Veredelung des Getreides konnten sich die Bauern ein schönes Zubrot zu ihrer doch sonst kargen Existenz verdienen. Die ersten bäuerlichen Brennereien entstanden so in den Staaten Maryland, Pennsylvania und Virginia.

Doch bis es soweit war, mussten sich die Bauern anstrengen, um die geeigneten Zutaten für die Whisky Produktion anzubauen bzw. zu finden. Die für die Fermentierung notwendige Gerste wuchs auf den Böden nur sehr sparsam und brachte keine guten Erträge. Der Mais, von den Indianern bereits zu gutem Ertrag heran gezüchtet, versprach da bessere Ergebnisse. Sehr bald fand man heraus, dass sich der Mais mit Gerste, Roggen und Weizen sehr gut mischen lies. Torf zum Heizen der Trockenfeuer für das Gerstenmalz fand man nicht. Doch dafür gab es ausreichend Wälder, die den Heizbedarf decken konnten. Auf den Rauchgeschmack im Whisky musste man aber leider verzichten. Die durch den fehlenden Torf bedingte geringere Würze des Whiskys, versuchte man durch Zugabe von Hopfen, die Verwendung von Roggen und das Auskohlen der Fässer zu kompensieren. Und in den unberührten Weiten des neuen Kontinents fand man reichlich sauberes und eisenfreies, mineralarmes Wasser.

Der Übergang von bäuerlichen Brennereien auf reine Whisky Brennereien fand gegen Ende des 18ten Jahrhunderts statt. Um 1850 gab es allein in Pennsylvania über 3.000 registrierte Brennblasen.

Der Unabhängigkeitskrieg (19.4.1775 - 3.9.1783)

Nach dem Ende des Unabhängigkeitskriegs gegen England benötigte das junge Amerika ein zusätzliches Staatseinkommen, um seine Schulden bezahlen zu können. So erhob George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1791 die ersten Steuern auf alkoholische Destillate. George Washington kannte sehr gut die Möglichkeiten, die in dieser Steuer steckten, da er selbst eine Brennerei betrieb.

Für die großen Brennereien im Osten bedeuteten diese Abgaben kein großes Problem. Die Steuern basierten auf der Kapazität der Brennblasen, nicht auf der produzierten Menge. Die sechs Cent pro Gallone, die Brennereien mit großen Stills bezahlen mussten, waren also eine Bagatelle im Vergleich zu den neun Cent pro Gallone für die Bauern mit kleinen Stills. Die großen Brennereien im Osten hatten keine hohen Kosten für Transport und Produktion und konnten ihre Produktion steigern.

Bei den kleinen landwirtschaftlichen Brennereien war die Situation anders: Die Destillation war nicht nur eine schöne Nebensache für die Bauern: Aufgrund der geografischen Lage, vom Osten abgeschnitten durch die Allegheny Mountains, hatten sie große Probleme, ihr Getreide auf den Markt zu bringen. Es war eine viel wirtschaftlichere Lösung, das Getreide zu destillieren und als Whiskey zu verkaufen. Die Bauern im westlichen Teil von Pennsylvania hielten die neue Steuerregelung für ungerecht und weigerten sich zu zahlen.

Die Whiskey Rebellion 1794

Das erste Treffen der Bauern im Redstone Fort im Juli 1791 markierte den Beginn eines organisierten Widerstands. Die Bauern weigerten sich nicht nur, die Steuern zu zahlen, sie fingen an die Steuereintreiber zu demütigen; teeren und federn war eine beliebte Methode. Der Widerstand und die Unruhen dauerten in den nächsten Jahren an. Keine Beschwichtigungsversuche von Washington und seiner Regierung beruhigten die Lage. Im Juli 1794 brach offene Gewalt aus, als sich etwa 400 Rebellen bei Pittsburgh versammelten und das Haus des regionalen Steueraufsehers in Brand setzten. Die Antwort von George Washington war der Ruf der Bürgerwehren von Pennsylvania, Maryland, New Jersey und Virginia. 13.000 Männer unter dem Kommando von General Lee, dem Gouverneur von Virginia, gingen zusammen mit Hamilton und Washington selbst nach Westen.

Als der Trupp im November 1794 Pittsburgh erreichte, war alles vorbei: Die Rebellen hatten sich aufgelöst. Etwa 150 Männer wurden verhaftet und Verhöre aufgenommen, aber nur 2 Männer wurden wegen Verrats für schuldig befunden. Sogar sie wurden später von Washington begnadigt.
Die konsequente und eindrucksvolle Demonstration der föderalen Macht durch die Entsendung von Truppen, die fast so zahlreich waren wie die Armee im Unabhängigkeitskrieg, hatte ihre Wirkung gezeigt. Im Keim erstickt - die Whiskey-Rebellion war vorbei.

Übrigens: Die Whiskey-Steuer wurde 1802 von Präsident Thomas Jefferson aufgehoben.

Die Entstehung des Bourbon

Den Namenszusatz Bourbon erhielt der amerikanische Whiskey indirekt durch die Hilfe der Franzosen im Befreiungskrieg der jungen Nation gegen die Englische Krone. Nach dem Sieg über die Englischen Truppen wurde aus Dankbarkeit ein County (Grafschaft, Landkreis) im Grenzgebiet zwischen dem heutigen Indiana und Kentucky zu Ehren des französischen Königshauses Bourbon benannt (Bourbonen - frz. Königsfamilie 1579-1792). Zunächst wurde die Herkunftsregion des Whiskeys mit dem Schriftzug Bourbon auf den Fässern vermerkt. Der Namenszusatz Bourbon bürgerte sich für den Whiskey aus der gesamten Region zunehmend ein, da Whiskey aus dem Bourbon County für seine gute Qualität bald berühmt war. Das Bourbon County wurde in den kommenden Jahrhunderten mehrfach geteilt und verschoben. Jedoch auch heute gibt es noch ein County östlich von Lexington, das den Namen Bourbon trägt. Leider gibt es keine Brennerei mehr in dem gesamten County. Erst im Jahre 1964 verabschiedete der amerikanische Kongress eine Resolution, die die Voraussetzungen klärt, damit sich ein amerikanischer Whiskey Bourbon nennen darf.

Die Entstehung der heutigen Brennereien

Jede der heute noch bestehenden Brennereien ist mit den berühmten Namen der amerikanischen Whiskey Pioniere und deren Dynastien verbunden. Sei es der erste große Wissenschaftler Dr. Crow von der Old Pepper Brennerei (heute Labrot & Graham) oder die Beams, die sich heute in der 7-ten Generation persönlich um ihren Whiskey kümmern. Um 1850 gab es vorwiegend Pot Stills, die in einzelnen Brennvorgängen einige 100 bis 10.000 Liter Alkohol herstellen konnten. Erst das Aufkommen der kontinuierlichen Destillationskolonnen gestattete die Herstellung von Whiskey in größeren Mengen durch einzelne Brennereien. Damit war der Weg frei für die Optimierung der Whiskey-Herstellung, bis sie um 1900 den heute gewohnt hohen Stand erreichte.

Erster Weltkrieg (1914 - 1918)

Viele Brennereien sind gezwungen statt Whiskey ihre Produktion auf Schießpulver umzustellen. Der Whiskey wird entsprechend knapp.

Die Prohibition und Prohibition Whiskey (1919 - 1933)

Wieder war es die Politik, die dem amerikanischen Whisky das Leben schwer machte. Die große Volksgruppe der Puritaner schaffte es zu Beginn des 20ten Jahrhunderts, Amerika im wahrsten Sinne des Wortes trocken zu legen. Zunächst wurde 1917 nur auf die Dauer der Kriegszeit die Produktion und der Besitz von alkoholischen Getränken verboten. Nach dem Ende des Kriegs hielten sich einige Staaten daran (z.B.: Tennessee). Diese Staaten wurden auch die trockenen Staaten genannt. In 1919 war es dann für die gesamten Vereinigten Staaten soweit. Die Prohibition verbot sämtlichen Verzehr von Alkohol. Sogar Bier war verboten. Der Volstead Act wurde 1920 im 18. Amendment zum Verfassungszusatz.
Aus heutiger und mitteleuropäischer Sicht kann man dieses Bestreben einer einzelnen Menschengruppe im Land nicht verstehen. Alle Vorräte an Whiskey wurden vernichtet. Die Einrichtung aller Brennereien wurde ausgebaut und für andere Zwecke weiter verwendet. So berühmte Brennereifamilien wie die Beams, mussten sich ihren Lebensunterhalt mit einer mühselig aufgebauten Omnibusfabrik verdienen. Andere Brennereien wie Early Times schafften es, zumindest einen Notbetrieb aufrechtzuerhalten, während dessen Alkohol für medizinische Zwecke hergestellt wurde.

Diesen sogenannten 'Prohibition Whiskey' bekam man nur auf Rezept, wenn er vom Arzt verordnet wurde. Die nötige Diagnose, um in den Genuss dieses medizinischen Whiskeys zu kommen, waren zum Beispiel Bluthochdruck, Lungenentzündung, Verdauungsprobleme oder Tuberkulose. In Bezug auf die Herstellung und das Aroma unterschieden sich diese Whiskeys nicht von denen, die vor der Prohibition produziert wurden. Doch alle Prohibitionswhiskeys waren in den folgenden Punkten gleich: mit 50% Alkoholgehalt und der Qualitätsbezeichnung 'bottled in bond' in eine Flasche mit Regierungsstempel abgefüllt.

War die Prohibition für die amerikanischen Brennereien vernichtend, so erlaubte sie dennoch anderen Whisky Produzenten (Kanada, Schottland) eine massive Ausweitung der Produktion. Der Schmuggel an der großen amerikanischen Grenze blühte. Im Norden belieferten die Kanadier die USA mit Rye Whisky. Im Osten kümmerten sich vor allem die Niederländer um den illegalen Import. Im Florida und an der amerikanischen Südküste landeten die Schiffe aus den karibischen Staaten. Die Prohibition konnte damals genauso wenig den Genuss von alkoholischen Getränken verhindern, wie heute Amerika nicht in der Lage ist, den Import von Rauschgift nachhaltig zu stoppen. Die schiere Größe der Grenze machte dieses Unterfangen zur reinen Utopie.

1933 zog Amerika die Konsequenz und hob das gescheiterte Gesetz zur Prohibition mit dem 21. Amendment zur Verfassung wieder auf.

Zweiter Weltkrieg (1933 - 1945)

Der zweite Weltkrieg brachte den Bourbon verstärkt nach Europa. Die Älteren unter den Lesern dieses Artikels werden die ½ Gallonen Flaschen aus den durch die US-Streitkräfte geführten PX Läden noch kennen, mit denen die amerikanischen GIs ihren Sold bei der deutschen Bevölkerung aufbesserten. Hier endet nun vorläufig die Geschichte des Amerikanischen Whiskeys. Nach einigem Auf und Nieder in den Verlaufszahlen nach dem zweiten Weltkrieg, hat sich der Bourbon einen festen Platz in den Herzen der Genießen erobert. Der Abbau von künstlichen Handelsschranken und die zunehmende Globalisierung haben es auch Whisky.de ermöglicht, sein Angebot an amerikanischen Whiskey auf über 100 unterschiedliche Flaschen für Sie zu vergrößern. Obwohl bislang ungebrochen, lässt sich ein aktueller Trend weg von den Massenerzeugnissen wie Jim Beam oder Jack Daniel's erkennen. Zunehmend finden sich Small Batch und Single Barrel Bourbons in unseren Verkaufsregalen.