Schottlands Whisky-Regionen

Schottland wird offiziell in fünf Whisky-Regionen eingeteilt: die Highlands, die Lowlands, die Speyside, Campbeltown und Islay. Diese Unterteilung erfolgt aufgrund der geografischen und aromatischen Eigenschaften der Brennereien und ihres jeweiligen Brennereicharakters. Die verschiedenen Whisky-Regionen bieten unterschiedliche Betrachtungsweisen auf schottischen Whisky. Geografisch verteilen sich die Regionen folgendermaßen über Schottland: Die Highlands nehmen die größte Fläche im Norden des Landes ein, die Speyside ist ein kleines Gebiet im Osten der Highlands, die Lowlands machen den südlichsten Teil Schottlands aus, während die Stadt Campbeltown und die Insel Islay jeweils im Südwesten des Landes liegen. Dort befinden sich auch noch weitere Inseln, auf denen viele Single Malt Brennereien angesiedelt sind, weshalb die Inseln bei uns auch als extra Whiskyregion zählen.

Die Lowlands erstrecken sich über das gesamte Festland südlich einer gedanklichen Linie zwischen Greenock und Dundee. Auf der anderen Seite dieser Linie schließen sich die Highlands an. Wie die Namensgebung vermuten lässt, befinden sich in den Highlands viele Hügel und Berge, während sich die Landschaft in den Lowlands um einiges flacher gestaltet. Die Abgrenzung zwischen den Lowlands und den Highlands legte ursprünglich der ‚Wash Act‘ von 1784 fest. Früher wurden Lowland Single Malts meist dreifach destilliert und erhielten dadurch einen leichteren Charakter, wie etwa Auchentoshan. Sie sind auch heute noch dadurch produktionstechnisch und geschmacklich eher mit dem irischen Whiskey verwandt. Im Aroma sind die Malts meist intensiv und im Körper weich. Traditionell wird nicht rauchiges Malz zur Herstellung verwendet. Dies liegt vermutlich daran, dass früher in den Lowlands die Kohleindustrie angesiedelt war; dadurch war der Gebrauch von Torf zum Heizen nicht üblich. Der typische Lowland-Geschmack ist geprägt durch milde, elegante Noten von Gras, Heckenkirschen, Sahne, Ingwer, Karamellbonbons, Toast und Zimt. Meist sind die Whiskys leicht und eignen sich auch gut als Aperitif oder für Einsteiger.

Die Highlands sind mit ihren rund 40 Brennereien bei weitem die größte Region in Schottland, sowohl auf die Fläche als auch auf die Whiskyproduktion bezogen. Die Whiskyregion der Highlands erstreckt sich über das gesamte Festland nördlich der Highland-Lowland-Linie. Whiskys, die in den Highlands hergestellt werden, weisen eine große Bandbreite an unterschiedlichen Aromen und Geschmäckern auf. Von leichteren bis hin zu salzig-maritimen Malts bieten die Highlands einen Genuss für jeden Geschmack. Typischerweise sind Highland-Malts wenig rauchig, aber dennoch würzig und schwer. Die Landschaft ist von Heidekraut überwuchert, was sich auch oft im Aroma der dort produzierten Whiskys widerspiegelt. Da die Highlands eine sehr große Fläche einnehmen, werden sie je nach Himmelsrichtung auch in kleinere Gebiete sowie die Speyside unterteilt. In den nördlichen Highlands werden in Brennereien wie Balblair, Dalmore, Glenmorangie und Pulteney mittelschwere, frische Whiskys mit Heidekraut, Zitrusfrucht und zum Teil maritimen Noten hergestellt. In den westlichen Highlands, die etwa Oban und Ben Nevis beherbergen werden meist leichtere Whiskys mit süßlichen Noten produziert. Whiskys aus den östlichen Highlands, Standort von Glenmorangie und Glenturret, sind typisch trocken und malzig mit leichtem Rauch. In den südlichen Highlands liegen Deanston, Loch Lomond und Glengoyne, die meist komplexen Whisky mit einem Highland-typisch trockenen Abgang herstellen.

Das Gebiet um den Fluss Spey im Nordosten Schottlands, die Speyside, umfasst annähernd die Hälfte der Gesamtzahl von Brennereien in Schottland. Durch ihre hohe Brennereidichte und ihren hohen Whiskyausstoß ist die Speyside seit langer Zeit offiziell als eigenständige Whisky-Region anerkannt. Die Speyside umfasst eine Fläche, die nicht einmal so groß wie das Saarland ist. Um so beeindruckender, dass auf solch kleinem Raum so viele Whisky-Brennereien produzieren. Benannt ist die Speyside nach dem Fluss Spey, der auch Wasserquelle für viele dort angesiedelten Brennereien ist. Unter den zahlreichen Speyside Brennereien sind unter anderem Aberlour, Balvenie, Cardhu, Cragganmore, Dalwhinnie, Glenfarclas, Glenrothes und Macallan nennenswert. Auch die beiden meistverkauften Single Malt Whiskys der Welt, Glenlivet und Glenfiddich, stammen aus der Speyside. Ihr Charakter kann generell als leicht und grasig, wie etwa der Glenlivet, oder reichhaltig und süß, wie zum Beispiel ein Macallan, beschrieben werden. Die Erzeugnisse sind dafür bekannt, wenig rauchig und sehr fruchtig zu sein. Die zarten und duftigen Speyside-Whiskys eignen sich unter den schottischen sehr gut als Einsteiger-Whiskys, denn sie sind mild und weniger komplex und intensiv, als rauchige Erzeugnisse von zum Beispiel den Inseln.

Die 'Inseln' werden offiziell als Unterkategorie der Highlands behandelt, doch da sich die Aromen der Insel-Whiskys teilweise deutlich von den Whiskys vom Festland unterscheiden, haben wir ihnen eine extra Kategorie gewidmet. Die 'Inseln' erstrecken sich entlang der gesamten West- und Nordküste Schottlands - wobei Islay bekanntlich als eigene Region zählt. Genauer gesagt handelt es sich um die Inseln Arran, Jura, Mull, die Isle of Skye sowie die Orkney Inseln. Die dazugehörigen Brennereien sind Arran, Highland Park, Jura, Scapa, Talisker und Tobermory. Es werden laufend neue Brennereien in der Region eröffnet. Insel-Whiskys lassen sich schwer über einen Kamm scheren und sind extrem unterschiedlich. Von Whiskys aus den anderen Regionen Schottlands unterscheiden sie sich aber generell durch ihren rauchigeren Geschmack und torfige Untertöne. Verallgemeinern lässt sich dies jedoch nicht, denn es gibt auch viele nicht-rauchige Produkte von den Inseln, beispielsweise aus den Brennereien Arran und Tobermory (der rauchige Malt aus dem Hause Tobermory heißt Ledaig), einige Abfüllungen von Highland Park sowie unabhängige Abfüllungen von Scapa. Maritim, würzig, intensiv - so ist der Grundcharakter der Insel-Whiskys. Bei manchen gesellt sich Rauchigkeit dazu, bei manchen Süße und bei anderen wiederum florale Akzente.

Die Hauptstadt der Halbinsel Kintyre im Südwesten Schottlands gab der Region Campbeltown ihren Namen. Campbeltown galt einst als 'Whisky Hauptstadt der Welt' und beherbergte in ihrer Blütezeit um das Jahr 1825 über 30 aktive Brennereien. Aufgrund schlechter wirtschaftlicher Entwicklungen sank die Zahl an aktiven Destillen in der Stadt über die Jahrzehnte auf letztlich nur noch zwei: Glen Scotia und Springbank. 2004 eröffneten die Eigentümer von Springbank nach altem Vorbild erneut Glengyle. In der Vergangenheit profitierten Whiskybrenner von der vorteilhaften Lage auf einer Halbinsel. Da man dort aus dem Sichtfeld der Zollbeamten war, florierte auf Kintyre die Schwarzbrennerei und Campbeltown war dabei nicht nur Hauptstadt Kintyres sondern auch der illegalen Whiskybrenner. Das Brennereiwachstum setzte sich auch nach der Legalisierung der Whiskyproduktion in Schottland fort. Als Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch die Prohibition in den USA eingeführt wurde, brach auch für die Campbeltown Brennereien ein wichtiger Exportmarkt weg. Die meisten Brennereien mussten daraufhin schließen. Campbeltown Whiskys sind vielseitig und aromenreich. Salzige, rauchige und fruchtige Noten sowie Vanille und Karamell finden sich in den Single Malts.

Islay (gesprochen Ei-La) ist 'die' Whisky-Insel im Südwesten Schottlands. Islay hat etwa 3.000 Einwohner, die größtenteils in oder für die Whiskybranche arbeiten. Die Arbeitsplätze verteilen sich auf die Brennereien, die Landwirtschaft mit der Gerstenproduktion, die Torfstecher - denn Torf ist elementar für Islay Whisky - und auch auf die Gastronomie- sowie Tourismusbranche rund um die Islay-Brennereien. Islay bietet sehr gute Voraussetzungen für die Whiskyproduktion, denn es verfügt über Flächen für den Gerstenanbau sowie viele Torfmoore. Nicht umsonst ist die Insel bekannt für ihre intensiven, stark rauchigen Whiskys. Neun Brennereien produzieren auf Islay: Ardbeg, Ardnahoe, Bowmore, Bruichladdich, Bunnahabhain, Caol Ila, Kilchoman, Lagavulin und Laphroaig. Aus den Überbleibseln der lange geschlossenen Port Ellen Brennerei ist inzwischen eine Großmälzerei geworden, die viele andere Whisky-Brennereien mit Gerstenmalz versorgt. Früher musste Kohle zum Heizen sowie zum Mälzen der Gerste importiert werden und war damit entsprechend teuer. Torf brennt sehr gut und kann damit sowohl zum Heizen als auch zum Darren des Malzes verwendet werden. Daher sparten sich die 'Ileach', die Einwohner Islays, den teuren Kauf von Kohle und verwendeten einfach den Torf vor ihrer Haustüre. Islay-Whisky weist einen ganz eigenen Charakter auf, der von Torfrauch und Seeluft geprägt und von süßen sowie blumigen Elementen von Heidekraut veredelt ist. Dieser unverwechselbare, eigene Stil qualifiziert Islay auch als eigene Whisky-Region. Viele beschreiben das Aroma auch als 'medizinisch', wobei es ebenfalls Noten von Jod, Salz und Seetang zeigt. Bunnahabhain und Bruichladdich produzierten früher ausschließlich nicht rauchige Whiskys. Seit der Jahrtausendwende werden aber auch größere Mengen stark rauchigen Whiskys hergestellt.