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Verteufelt Gut

Heute will ich Ihnen von einem verrückten Buch erzählen, das ich in den vergangenen Wochen gelesen habe. Es trägt den Titel -----.de Geschrieben von dem Kanadier Taras Grescoe.


Verbotene Genüsse icon_smile.gif , das klingt schon mal interessant. Worum geht’s icon_question.gif


Es geht um Nahrungs- und Genussmittel, die in verschiedenen Ländern verboten bzw. geächtet sind. Schon das erste Kapitel ist für einen Whiskyhändler Pflichtlektüre. Es handelt vom norwegischen Hjemmebrent (Heimgebrannten), also illegalem Schnaps, der gerne den Beinamen Wikinger-Schnaps trägt. Und um die sündigen Freuden auf der ganzen Welt kennen zu lernen, hat er die verschiedensten Länder besucht und sich mit Insidern unterhalten.


Norwegen dürfte neben Schweden die höchsten Alkoholsteuern haben, der Alkohol ist durch die 'moralische Mehrheit' und den 'gängelnden Fürsorgestaat' geächtet und trotzdem gibt es kaum ein Land auf der Welt, das nicht so hemmungslos mit dem Selbstgebrannten umgeht. Es scheint so zu sein, dass in jedem Mensch ein kleiner Revolutionär wohnt, der im rechten Moment den Aufruhr gegen die Obrigkeit probt. Man musste nicht hinter den eisernen Vorhang reisen, um Subversivität und Unterhöhlung der staatlichen Vorschriften kennen zu lernen. Nein, immer wenn der Staat auch bei uns in der westlichen Welt zu gängelnd wird, dann neigt der Mensch zur Verschwörung und stillem Protest.


Und der Verfasser dieses Buchs gehört zu den ganz großen Verschwörern. Und so lesen sich die Überschriften der Kapitel wie die folgende Speisekarte:


Aperitif; Hjemmebrent - Der selbstgebrannte Wikinger-Schnaps

(illegaler Selbstgebrannter in Norwegen)


Salzgebäck; Pikante Kekse - Mohn für die Gouvernante

(Verbot von Mohn und Kaugummi in Singapur)


Käse; Époisses - Der Teufel in der Spanschachtel

(Verbot von Rohmilchkäse in den USA)


Hauptgericht; Criadillas - Brüssel kontra Stierhoden

(EU Verbot zum Verzehr von Stierhoden in Spanien)


Rauchwerk; Cohiba Esplendido - So steht’s im Gesetz

(Embargo der USA gegen kubanische Zigarren)


Digestif; Schweizer Absinth - Ein Glas, und Sie sind tot

(Verbot kräftigen Absinths)


Dessert; Chocolat mousseux - Der rehabilitierte Aufreger


Kräutertee; Maté de coca - Sag niemals Nein


Schlaftrunk; Matrium-Pentobarbital - Der letzte Schluck


Der Autor hat alles auf dieser verbotenen Speisekarte in den entsprechenden Ländern probiert. Er hat sogar wieder zu Rauchen begonnen, um in den USA echte, kubanische Zigarren rauchen zu können. Er hat Coca-Tee (enthält den Wirkstoff des Kokains) in den Anden getrunken und Kaugummi in der U-Bahn von Singapur gekaut. Alles streng verboten, aber ihm ist eigentlich nichts passiert. Für viele dieser Verbote findet man in der Geschichte ihre Gründe. Einen kann ich hier einmal ausführen.


Absinth wurde in Frankreich per Gesetz verboten, da man ein Bauernopfer für die ausufernden Saufgelage in Paris suchte. Und um der drohenden Prohibition zu entgehen, opferte man halt den Absinth, damit man wenigstens den Wein behalten durfte. Der Autor hat sich einen illegalen Absinth mit hohem Wermutgehalt in der Schweiz verabreicht, aber außer einem kräftigen Rausch durch den Alkohol und entsprechenden Kopfschmerz am Morgen danach war nicht wirklich was zu spüren.


Andere Verbote wie z.B. das Verbot von Rohmilchkäse in den USA hat einfach protektionistische Gründe. Man will den heimischen Käsemarkt frei von der übermächtigen, französischen Konkurrenz halten.


Der Autor liegt ganz auf meiner Welle. Er kämpft mit spitzer Feder gegen die ausufernden Gesetze des bevormundenden Gängelstaats. Und wie er gut zeigt, kann man mit einfachem Menschenverstand jeden Staat austricksen.


Und wenn man sich nun gegen den Staat auflehnt, dann gibt es auch ein letztes Auflehnen. Und das ist das Auflehnen gegen das Verbot des Selbstmords bzw. der Sterbehilfe. Und diesem selbst bestimmten Freitod, den die meisten westlichen Staaten verbieten, gilt das letzte Kapitel. Aus seiner Sicht hat ein Staat kein Recht, einen Freitad zu verbieten oder gar unter Strafe zu stellen. Und so unterhält er sich im letzten Kapitel mit einem Schweizer, der allen ausländischen Bürgern die Möglichkeit des selbstbestimmten Freitods gibt. Dies ist in letzter Konsequenz das letzte Aufbäumen gegen den gängelnden Fürsorgestaat.


Doch den letzten Trunk hat er nicht zu sich genommen. Dazu 'schmeckt' ihm das Leben noch viel zu gut.