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Die Milch macht's

Bayern war direkt nach dem Krieg ein Agrarland. Nichts als Landwirtschaft und ein wenig Tourismus. So viel, wie sich die Menschen halt an Tourismus leisten konnten. Meine Großeltern gehörten dazu. Aus dem reichen Ruhrgebiet verbrachten sie einmal pro Jahr ihre Ferien in Garmisch. Die 'gute' Landwirtschaft - also die, die Geld einbrachte - lag vor allem in Niederbayern im Schwemmland der Donau.


In Oberbayern hatte man es da schon weitaus karger. Vielfach schlechte, steinige Böden (die Eiszeit und die Alpen lassen grüßen) ließen nur an wenigen Stellen ertragreichen Ackerbau zu. Die Lösung zur damaligen Zeit lautete Viehzucht. Fleisch und Milch- bzw. Käseerzeugung. Und das hinauf bis auf die Almen. Ein Bekannter von uns - ein Arzt im Ruhestand - bewirtschaftet im Sommer alleine eine Alm auf 1.400m. Ein irre anstrengender Job und ein Auslaufmodell. Doch vor 50 Jahren durchaus normal.


Man kann über Franz Josef Strauß denken, wie man will. Sein Weitblick und Streben hat aus dem Agrarstaat Bayern ein modernes Hightech-Land gemacht. Wie ich es hier bereits ausgeführt habe, leben wir gerade in Zeiten der Revolution. Der Übergang von der Altsteinzeit zur Jungsteinzeit brachte die Umstellung vom Nomaden zum Bauern. Das ist nun schon rund 10.000 Jahre bei uns her. Derzeit läuft die zweite Revolution. Wir entwickeln uns vom Bauern zum modernen Menschen. Noch vor 200 Jahren arbeiteten bei uns 99 von 100 Bürgern in der Landwirtschaft. Heute kommen auf einen Bauern fast 150 Bürger. Das Verhältnis hat sich krass umgedreht.


Woher stammt dieser Umschwung? Die industrielle Revolution hat uns Mittel an die Hand gegeben, mit der wir Felder in einem Bruchteil der Zeit bestellen und ernten können. Zusätzlich hilft moderner Pflanzenschutz, Düngung und die Zuchtauswahl der Ackerfrüchte, dass der Ertrag pro Fläche mehr und mehr steigt und nicht mehr so viel verdirbt.


Seeshaupt liegt mitten in Oberbayern und am Ende der letzten Ausläufer der Alpen. Der Starnbergersee ist durch die Eiszeit entstanden und so haben wir überall Kies. Da funktioniert großteils nur Viehwirtschaft. So auch vor 15 Jahren neben meinem Schlafzimmer. Morgens wurde ich regelmäßig durch das kratzende Geräusch weidender Kühe (ohne die Almglocken) geweckt. In Seeshaupt gab es früher zwei Berufszweige. Die Fischerei und die Landwirtschaft. Heute haben wir noch zwei Fischer und einen Landwirt im Ort. Mehr trägt sich nicht.


Wo sind die Bauern hin? Sie haben 'aufgegeben'. Aufgeben ist aber das falsche Wort. Sie haben etwas Besseres gefunden. Denn warum soll man hart arbeiten, wenn man mit seinen Ressourcen (Grund, Haus und Arbeitskraft) leichter und sicherer Geld verdienen kann? Auf manchem Platz eines ehemaligen Bauernhofs steht nun eine Pension und der Ex-Bauer trägt jeden Tag seine Festtagstracht für die Touristen und die Ehefrau macht lieber Betten und Frühstück, als den Kuhstall auszumisten. Wer will es ihr verdenken?


Einige Bauern haben jedoch die Gunst der Stunde ergriffen und haben ausgesiedelt und größere landwirtschaftliche Flächen der Ex-Bauern hinzu gepachtet. Der Bauer vor meinem Schlafzimmerfenster hat es gar vorbildlich gemacht. Er hat ausgesiedelt und in einem 5 Jahre dauernden Prozess auf Öko umgestellt. Sozusagen ein Ökogroßbauer, von dem ich einen guten Teil meines Fleischs beziehe, wenn ich es nicht im Versand kaufe (link).


Ein zweiter Bauer hat ebenfalls ausgesiedelt. Hat aber vom Feld-, Wald- und Wiesenbauer auf Milchwirtschaft umgestellt. Und da das Thema in diesem Forums-Thread auf die Milch gekommen ist, möchte ich Ihnen morgen von diesem Milchbauern erzählen.