5 Tipps für Whisky-Sammler

Whiskysammler hat es schon immer gegeben. Schön anzusehende Flaschen, viel versprechender Inhalt und eine gute Chance auf finanzielle Gewinne haben die Anzahl in den vergangenen Jahrzehnten bei uns deutlich erhöht.

Wir unterscheiden Genuss- und Wertsammler. Der Genusssammler kauft mit der Absicht, diese Flaschen später einmal zu genießen. Zeigt seine Whiskybar Lücken, so reicht ein Ausflug in den Sammelkeller, um eine vortreffliche Flasche für die Ergänzung der Bar auszusuchen. Doch nicht nur die stetige Präsenz der Flaschen auch die Güte haben Einfluss auf den Sammler (früher war alles besser). Doch so ein Ansatz wäre zu einfach. Dem Genusssammler geht es auch darum, heute Flaschen zu günstigen Preisen zu erwerben. Die Vergangenheit hat schließlich gezeigt, dass die wirklich guten, seltenen und alten Flaschen überproportional teurer geworden sind. Kostete eine 21-jährige Flasche wenigen Jahren noch regelmäßig unter 100 EUR, so findet man heute nur noch selten solche Flaschen mit Preisen unter diesen 100 EUR.

Wobei wir beim Wertsammler angekommen sind. Ihm geht es an dieser Stelle, genauso wie dem Genusssammler um den Preis der Whiskys. Doch statt den Preisvorteil beim eigenen Verbrauch zu genießen, denkt der Wertsammler an den Wiederverkaufswert seiner Flaschen. Er ist im weitesten Sinne ein Spekulant bzw. Arbitrage-Jäger. Doch ganz so harte Worte treffen auf die meisten dieser Wertsammler nicht zu. Denn diese Wertsammler sind zum überwiegenden Teil auch selbst Genießer. Den Teil der Flaschen, den sie nicht mit Aufpreis an anderem Ort oder zu anderer Zeit weiterverkaufen können, den genießen sie natürlich selbst.

Man kann nun darüber diskutieren, ob diese Wertsammler den Markt verkürzen und von Genießern gefragte Flaschen künstlich im Angebot verringern. Denn jede Flasche, die ungeöffnet in einem Keller landet ist eine Flasche weniger am Gaumen der Genießer. Auf der anderen Seite beschützen diese Wertsammler diese Flaschen, so dass Genießer auch in ferner Zukunft noch Zugriff auf solche Flaschen haben werden. Allerdings, und dieser Wermutstropfen bleibt, muss der zukünftige Genießer tiefer in die Taschen greifen.

Die Vergangenheit zeigte bereits mehreren Eurokrisen und wer die Zahlen wirklich hinterfragt, kann keine wirkliche Rettung des Euro erkennen. Die Schulden steigen hurtig weiter und einige Länder stehen mit immer höheren Beträgen für die Schulden der anderen Länder ein. Ein Währungsversagen wird auch von Fachleuten nicht mehr ausgeschlossen. In diesen unsicheren Zeiten setzen die einen auf Immobilien, die anderen auf Edelmetalle und einige Wenige auch auf Whisky. Der Überbegriff lautet Sachwerte. Während der Immobilienmarkt zusammenbrechen kann und es in der Vergangenheit schon öfter Goldverbote gab, bleibt der geschmackliche Wert einer Whiskysammlung erhalten. Zur Zeiten der Krise kann man sich davon zwar auch nichts kaufen, aber genauso wie Kunst erholen sich die Preise der guten Flaschen nach der Krise. In der Finanzkrise 2008 konnte man diesen Zusammenhang verfolgen.

Welche Whiskys soll man nun sammeln? Regelmäßig stellen uns unsere Kunden diese Frage. Die Antwort ist ganz einfach: Wüssten wir es selbst, würden wir diese Flaschen selbst sammeln und müssten uns unseren Lebensunterhalt nicht als Versandhändler verdienen.

Dennoch möchte ich Ihnen heute 5 Tipps geben, wie Sie zu einer grundsoliden Whiskysammlung kommen. Und wenn es nicht zu Wertsteigerungen führt, so haben Sie in der Zukunft dennoch eine Sammlung, die Sie als Genießer beruhigt nach und nach ihrer finalen Bestimmung zuführen können.

Tipp 1 – Sammeln Sie schottischen Single Malt Whisky

Wo immer die Vertreter des Britischen Empire ihren Fuß auf fremden Boden gesetzt haben, begannen sie auch Whisky zu brennen. USA, Kanada, Indien, Australien, Neuseeland, … Doch das Original stammt nach wie vor aus Schottland selbst. Und die mächtige Scotch Whisky Association wacht mit Argusaugen darüber, dass sich Niemand an diesem Original zu schaffen macht.

Die riesigen Mengen an Whisky werden nach wie vor auf großindustriellen Anlagen im kontinuierlichen Herstellungsprozess billig produziert. Dieser Grain Whisky wird mit kleinen Mengen an Malt Whisky abgeschmeckt und wird als Blended Scotch Whisky meist über die Supermärkte vertrieben. Nur sehr sehr selten werden diese Blended Whiskys zu Sammlerstücken. Und wenn, dann nur die teuersten. Tipp 3 schließt hieran an.

Sammeln Sie also nicht innerhalb der gigantischen Menge der Grain Whiskys, sondern sammeln Sie den schottischen Single Malt Whisky in Reinform.

Sicherlich haben in den vergangenen Jahren Whiskys aus Japan und Taiwan gute Erfolge auch bei Sammlern erzielt. Doch der Markt für diese Whiskys ist nach wie vor klein und der Markt ist volatil (schwankend). Wer sich in dieses Gebiet traut, sollte bereits langjährige Erfahrungen haben.

Tipp 2 – Sammeln Sie nur von erstklassige Brennereien

Über die Güte von Brennereien kann man Abende lang diskutieren. Dem einen schmecken nur die rauchigen Whiskys und den anderen nur die, die besonders naturbelassen sind. Das sind zwar Qualitätsmerkmale für den Inhalt einer Flasche. Doch über mögliche Wertzuwächse sagen diese Eigenschaften wenig aus. Brennereien haben sich über Jahrhunderte einen Ruf aufgebaut, der von Generation zu Generation unter den Genießern und Sammlern weiter getragen wird. Der lässt sich nicht einfach von Newcomern in der Whiskyherstellung mit Fassstärken und weggelassenen Kühlfilterungen rechts überholen.

Zu den berühmtesten Brennereien gehören seit vielen Jahrzehnten die folgenden Marken. Bitte beachten Sie, dass dies nur eine subjektive Zusammenstellung von mir ist. Einigen Brennereien werden die Experten zustimmen; andere werden sie ablehnen und durch fehlende ersetzen. Wichtig ist für Sie zu erkennen, dass es einen großen Unterschied macht, ob man eine 25-jährige Flasche von einer berühmten oder unbekannten Brennerei auf dem Markt anbietet. Hier also die Liste in alphabetischer Reihenfolge: Ardbeg, Bowmore, Brora, Dalmore, Glen Grant, Glenfarclas, Glenfiddich, Glenlivet, Glenmorangie, Highland Park, Lagavulin, Laphroaig, Port Ellen, Springbank.

Einige haben es bei mir auch nur knapp in diese Liste geschafft. So hat Dalmore erst seit 15 Jahren einen überdurchschnittlichen Ruf erlangt. Es ist noch nicht so sicher, ob er derzeit anhalten wird. Auf der anderen Seite hatte die extrem bei Sammlern beliebte Springbank Brennerei ihre Lager massiv überverkauft, so dass für viele Jahre keine sammelfähigen Flaschen in ausreichender Zahl zur Verfügung standen und sich Sammler abwenden mussten. Jede Brennerei hat ihr Für und Wider. Aber genau das macht ja den Nervenkitzel des Sammelns aus.

Tipp 3 – Kaufen Sie Flaschen in sinnvollen Preisbereichen

Letztlich erhielt ein Käufer aus Fernost den Zuschlag für eine Flasche Macallan 60 Jahre bei fast 1 Mio. Euro. Wie viel kann ein Wertsammler an dieser Flasche in Zukunft noch verdienen? Wie viel kann ein Genusssammler sich bei zukünftigen Käufen einsparen? Die Wahrscheinlichkeit, dass der Preis in den kommenden Jahren auf 1,2 Mio. steigt ist nicht sehr hoch. Dann wären auch 'nur' 20% Gewinn zu holen.

Sammeln Sie stattdessen eine Flasche zu 75 EUR, so bedeutet eine Steigerung auf 150 EUR satte 100% Gewinn. Zudem ist die Anzahl an potenziellen späteren Käufern im niedrigen Preisbereich Vieltausendfach höher.

Tipp 4 – Wie erkennt man geeignete Flaschen?

Eine Flasche Dalwhinnie 15 Jahre hat es vor 25 Jahren schon gegeben. Und heute kostet sie auf den Euro noch genauso viel wie früher. Faktisch gesehen hätte man mit so einer Flasche wegen der laufenden Inflation massiv Verlust gemacht.

Wenn man Standardflaschen erwirbt, so kann man nur dann Gewinne machen, wenn es sich um überragende Flaschen handelt, die über die Jahrzehnte leichte Unterschiede im Design zeigen. Da viele Genießer früher=besser gleichsetzen, kann das Angebot einer Flasche Lagavulin 16 Jahre aus 1998 die Verfünffachung des Preises ausmachen. Dies funktioniert aber wirklich nur mit Spitzenflaschen.

Leichter geht es, wenn man limitierte Flaschen erwirbt. Flaschen, die es wie bei Glenmorangie Private Edition meist nur für ein Jahr gibt. Hier ist die Anzahl von Anfang an begrenzt und die Genießer setzen diesen Beständen vom ersten Tag an heftig zu. Doch es wird schwierig, wenn eine Brennerei zu viele limitierte Flaschen anbietet. Dann kann es leicht sein, dass die Besonderheit einer speziellen Flasche unter dem riesigen Angebot nicht sichtbar wird.

Tipp 5 – Wo kaufen und wo verkaufen

Wichtig für einen späteren Käufer ist der lückenlose Nachweis der Flaschenhistorie. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Skandale mit wieder befüllten Flaschen. Meist stammten sie aus Italien aber auch Deutschland hatte seinen Anteil. Bei der Brennerei Macallan gingen die Schäden z.B. in die Hunderttausende.

Wer also zu seiner Flasche eine Rechnung im Original vorweisen kann, dem wird der Käufer mehr Vertrauen entgegenbringen. Allerdings ist auch hier Verkäufer nicht gleich Verkäufer. Wenn man dem aggressivsten Marketing auf den Leim geht, dann kann es durchaus sein, dass man keine frische Ware vom Distributor erhält sondern die Flaschen schon zuvor durch wenig vertrauenerweckende Hände gelaufen ist. Hier ist Ihr eigenes Fingerspitzengefühl gefragt. Lassen Sie sich nicht von 'nur einer verfügbaren' Flasche unter Zeitdruck setzen. Haben Sie geringste Zweifel sollten Sie die Finger weg lassen und auf die nächste Gelegenheit warten, die ganz bestimmt kommen wird. Hier gilt der alte Satz: Gier frisst Hirn!

Über die richtige oder falsche Lagerung dieser Sammlerflaschen könnte man ein ganzes Buch schreiben. Sie finden zahlreiche Informationen hierzu in unserem Sammlerbereich auf Whisky.de.

Es gibt einige Wege, wie man Flaschen, die langjährig in der eigenen Sammlung standen, gut weiterverkaufen kann.

A. Unter Freunden und Bekannten.

Sollten Sie an einem Stammtisch teilnehmen und/oder weitverzweigt Whiskyfreundschaften pflegen, so kann man hier am schnellsten Flaschen mit bis zu mittleren Preisen umschlagen.

B. Internet-Versteigerungsplattformen

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten mehr oder weniger anonym im Internet seine Flaschen anzubieten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Übergabe ausschließlich gegen Vorkasse erfolgen sollte. Denken Sie auch an die anfallenden Gebühren. Es hat sich gezeigt, dass hier wie unter Freunden nur mittlere Preise Aussicht auf schnellen Verkauf haben. Man kennt sich nicht und ist vorsichtig. ACHTUNG! Wenn Sie selbst kaufend auf diesen Plattformen tätig werden wollen, so seien Sie extrem vorsichtig. Schon mehr als einmal haben sich Kunden bei uns wegen Betrügereien ausgelassen. Auch hier gilt wieder: Gier frisst Hirn!

C. Auktionshäuser

Sollten Sie so ein richtiges Prachtstück aus Ihrer Sammlung verkaufen wollen, das vier- oder fünfstellige Preise erzielen wird, so führt aus meiner Sicht kein Weg an einem echten, spezialisierten Auktionshaus vorbei. Bevorzugt in Großbritannien, wo der Markt am größten ist. Hier liegen die Provisionen jedoch vergleichsweise hoch. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Informieren Sie sich über den Ruf des Auktionshauses, bevor Sie sie beauftragen.